Welche Tätigkeiten können heute noch extern vergeben werden und wofür man eigene Kompetenzen im Unternehmen aufbauen sollte
Viele Unternehmen arbeiten schon seit Jahren mit externen Marketingagenturen und andere wenden sich aktuell aus Mangel an Wissen und Know-how an Agenturen, insbesondere im digitalen Marketingbereich. Auch hier hat die Digitalisierung vieles umgekrempelt und die Schachfiguren neu aufgestellt.
Marketingagenturen, insbesondere im digitalen Marketing, gibt es heute wie Sand am Meer.
Die Technologie hat viele Möglichkeiten eröffnet, Geschäft zu generieren, und es sind unzählige Agenturen entstanden, weil hier viel Geschäftspotenzial herrscht. Dies ist anhand dieser Studie von Databox aus dem Jahr 2021 besonders gut ersichtlich.
Die meisten Marketingagenturen wurden in den letzten Jahren gegründet und versuchen ein Geschäft vor allem im Bereich des digitalen Marketings aufzubauen. Diese Agenturen spezialisieren sich in der Regel auf gewisse Bereiche:
Manche programmieren Webseiten,
manche schalten Google Ads
und andere wiederum setzen Facebook- oder Instagram-Kampagnen auf.
Während man in der Vergangenheit mit wenigen Agenturen auskam, für gewöhnlich eine für Grafik-Design, eine für die Webseite und noch eine für die Marketingaktivitäten oder Veranstaltungsorganisation, reicht das heute nicht mehr.
Überwiegend sind die Agenturen spezialisiert und kennen sich in einem gewissen Bereich aus. Obwohl es unterschiede im Fokus der Agenturen liegt, je nachdem wann sie gegründet wurden, stehen digitale Aktivitäten weit oben auf ihrer Dienstleistungsliste.
Es ist nur logisch, dass die Agenturen ihre Dienstleistungen, auf die sie sich spezialisieren, aktiv „verkaufen“, unabhängig davon, ob sie für Ihre Zielkunden und Ihre Vertriebsstrategie passend ist.
Unzählige Inhalte werden Sie im Internet finden, die Ihnen erklären warum Sie die einen oder die anderen Dienstleistungen brauchen und warum Sie sich für eine Marketingagentur entscheiden sollten.
Keiner (zumindest habe ich keine Inhalte dazu gefunden) wird Ihnen sagen, warum Sie keine Agentur benötigen.
Dies möchte ich aufklären. Denn digitale Marketingaktivitäten sind keine einmalige Sache, die man das eine oder andere Mal von einer Agentur „erledigen“ lässt. Denn die Digitalisierung ist gekommen, um zu bleiben – und das digitale Marketing mit ihr.
Digitales Marketing bedarf eines strategischen, langfristigen Ansatzes und ist eine ongoing unternehmerische Aktivität, die uns - für immer - erhalten bleibt.
Daher auch hier die grundlegende Frage, ob es nicht Sinn macht, in eigene Ressourcen langfristig zu investieren.
Darüber hinaus benötigt man heute eine zielgruppenorientierte Ansprachestrategie, die in der Regel viele unterschiedliche Elemente beinhaltet:
Website
digitale Kampagnen
Content-Marketing
Social Media
Influencer
Affiliate Marketing
SEA
und vieles mehr.
In den meisten Fällen wird es vermutlich keine Agentur geben, die den gesamten Umfang an notwendigen digitalen Aktivitäten zu sinnvollen Kosten anbieten kann.
Hier wird ein Umdenken auf Seiten der Agenturen geschehen müssen, denn sie können nicht mehr einfach ihre Leistungen anbieten (ob Web-Design oder Facebook-Ads), sondern Kunden müssen bei der Umsetzung (und auch der Konzeption) ihrer Marketingstrategien unterstützt werden, unabhängig der eigenen Tools, auf die man sich spezialisiert hat (Beispiel SEO).
Unternehmen brauchen "eigene" Marketing-Allrounder
Im Mittelstand werden in den Marketingabteilungen neue Rollen entstehen, wo man „digitale Allrounder“ benötigt, die technologieaffin sind und viele unterschiedliche Tools und Werkzeuge bedienen können (SEO, SEA, Website, Social Media, Analytics etc.).
Dabei muss der Fokus weniger auf einzelne Tools (so wie die Agenturen es für gewöhnlich tun), sondern auf den gesamten Zusammenspiel aller notwendigen Kanäle, um den modernen volatilen Kunden heute zu erreichen.
Was muss eine Agentur leisten? Wo liegt ihre Verantwortung?
Egal, um welche Partnerschaften es geht und welche Art von Dienstleistungen outgesourct werden, die Leistungskriterien und -erwartungen müssen im Vorfeld klar definiert werden. Nur so kann man sich Enttäuschungen ersparen.
Definieren Sie messbare Kriterien und Bemessungsgrundlagen für die Zusammenarbeit, die am besten auf einer erfolgsorientierten Basis erfolgt.
Sie wollen wissen, inwiefern sich die Investition rentiert und darüber hinaus den Partner in die Pflicht nehmen, insbesondere wenn es um digitale Aktivitäten wie Lead-Generierung oder Marketing- und Werbekampagnen im digitalen Raum geht.
Versprechen kann man Glauben schenken, wir wollen aber genau nachvollziehen, inwiefern sich diese Versprechen bewahrheiten. Dazu liefert uns die Technologie die notwendigen Werkzeuge, denn mit ihrem Einsatz lassen sich alle möglichen Kriterien nachvollziehen, KPIs definieren und Prozesse aufsetzen, um Leistungen zu überwachen.
Das Ziel ist es zu wissen, was funktioniert und was nicht, und wo Sie weiterhin Geld ausgeben wollen und wo nicht.
Nach wessen Spielregeln wird gespielt?
Viel zu oft werden Vereinbarungen mit Agenturen auf Basis ihrer angebotenen Dienstleistungen, in der Regel auf Aufwandbasis, aufgesetzt.
Lassen Sie sich nicht davon beirren und versuchen Sie, eine erfolgsbezogene Basis zu vereinbaren.
Sie wollen nicht für eine Google-Ads Kampagne bezahlen und ihren Report, sondern für den erzielten Erfolg:
Was konkret wurde daraus erzielt?
Wie viel Geschäft ist dadurch entstanden?
Auch wenn Agenturen alle möglichen Gründe finden, warum dies nicht nachvollziehbar ist, es gibt eindeutige Kriterien, die sich sehr wohl überprüfen lassen. Und nur dafür wollen wir auch zahlen. Alles andere macht nun wirklich keinen Sinn.
Wenn die Agentur sich nicht darauf einlässt, fragen Sie sich: Warum?
Wenn Sie keine sinnvolle Antwort darauf finden, ist die Zusammenarbeit zu hinterfragen. An Alternativen im Markt mangelt es heute nun wirklich nicht.
Alte Raketenwissenschaft?
Früher war es vielleicht notwendig, externe Partner hinzuzuziehen, weil die Komplexität und der Bedarf an Fachkompetenz hoch waren.
Bestes Beispiel hierzu ist das Programmieren einer Webseite. Heute lässt sich eine Webseite in wenigen Stunden – ohne zu übertreiben – erstellen und live schalten. Und dabei benötigt man null Programmierkenntnisse. Dies ist ersichtlich auch an der oben zitierten Studie: die jüngeren Agenturen fokussieren sich im Vergleich zu den älteren weniger auf Web-Development.
Die meiste Arbeit erledigen die Tools bzw. die KI-Algorithmen, die ein passendes Design, Struktur, Bilder und auch Texte aussuchen.
Diese Tools lesen die Inhalte von Ihrer bestehen Webseite aus und übertragen sie automatisch in die neue. Ob das sinnvoll ist, ist eine andere Frage, aber viele Informationen wie Kontaktdaten, Logo und Bilder können so leicht übernommen werden.
Abgesehen davon ist eine Webseite in heutigen Zeiten nichts, das einmal aufgesetzt werden kann und dann für 5-10 Jahre mit kleineren Anpassungen hier und dort ihre Dienste leisten kann. Eine moderne Webseite muss aktiv und lebendig sein, sie muss sich ständig ändern und an die volatilen Bedürfnisse der Zielkunden und die ständig wechselnden Anforderungen der Algorithmen anpassen kann.
Eine statische Webseite bringt Ihnen keine neuen Kunden. Und ein News-Bereich ist nicht die Lösung.
Das Marketing-Schachbrett wird neu aufgestellt
Nicht, dass ich Ihnen die Zusammenarbeit mit einer Marketingagentur ausreden möchte. Ich will klarstellen, dass heute externe Partnerschaften nicht mehr aufgrund einer fehlenden Fachkompetenz benötigt werden, denn diese kann die Technologie oft besser und günstiger bieten.
Oft ist es ein Ressourcenproblem und kein Kompetenzproblem, das man mit einer Zusammenarbeit lösen will, und dessen muss man sich im Klaren sein.
Machen Sie hier nicht den Fehler, die Komplexität und das erforderliche Fachwissen zu überschätzen. Auch die Agenturen von heute arbeiten nicht mehr wie früher und nutzen viel mehr technologische Werkzeuge, insbesondere im Bereich der Lead-Generierung und der Recherche nach Informationen.
Da sitzt heute in der Regel nicht mehr ein Mensch und recherchiert manuell nach potenziellen Leads oder ergänzt Adresslisten mit Informationen, sondern es sind KI-Bots, die diese Arbeit in Sekundenschnelle erledigen.
All diese Technologien können Sie selbst einsetzen, was oft kostengünstiger und auch effizienter ist.
Auch aus diesem Grund ist es heute überaus wichtig, sich mit Vertriebs- und Marketingtechnologien zu beschäftigen und zu wissen, was sie alles für den Vertrieb tun können.
Der Beschreibung all dieser technologischen Möglichkeiten für den Vertrieb und das Marketing ist das Kap. 4. meines Buches "Digitale Transformation im Vertrieb" gewidmet.
Dieses Buch ist ein praktischer Wegweiser zur digitalen Transformation von Vertriebsorganisationen.
In 21 Schritten vermittelt es einen Überblick über den State of the Art von Technologien und digitalen Vertriebstools und schafft ein Verständnis dafür, worum es bei der Digitalisierung des Vertriebs wirklich geht.
Unternehmen brauchen eine digitale Marketingstrategie
Was Unternehmen heute wirklich benötigen, ist es die fachliche Entwicklung einer digitalen Marketing und Vertriebsstrategie, die dann auch umgesetzt werden muss.
Die Strategie (die Zielgruppe) gibt die richtigen Werkzeuge und die Channels vor, nicht umgekehrt.
Die einzelnen Werkzeuge, Taktiken und Channels, wie SEO, Webseite oder SEA sind nur einzelne Bausteine im Gesamtbild einer fundierten Digital Marketingstrategie.
Und wen man sich die Liste der Agenturdienstleistungen (ich darf wieder auf die oben genannte Studie verweisen), würde man verwundert feststellen, dass die Strategieentwicklung fehlt. Interessant, nicht wahr? Mit möglichst vielen Kanonen möglichst überall schießen, ein paar Spatzen werden schon vor Schreck umfallen.
Dies ist Beschäftigungstherapie mit einem unerheblichen Kostenfaktor, jedoch kein funktionierender digitaler Marketingansatz.
FAZIT: Falls Sie eine Agentur finden, die Sie mit einem strategischen und umfassenden Ansatz im Bereich des digitalen Marketings erfolgsorientiert begleitet und sich die laufenden Kosten im Vergleich zum Aufbau eigener Ressourcen rentieren, dann haben Sie die richtige Wahl getroffen. Ansonsten empfehle ich, eigene Wege zu gehen und digitalen Marketingknowhow intern aufzubauen.
Originalartikel: https://www.wissence.at/post/marketingagenturen-wer-braucht-sie-heute-noch
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